25. August 2023

[Gedicht] Der Gutfrosch

 


 

Es referierte über´m Gras

ein Grünbauch über dies und das

und warnte Käfer, Schrecken, Mücken

vor´m Hochwasser und dessen Tücken.

Doziert von Deichen und von Dämmen

und wie man Fluten könne hemmen.

 

Er schwadroniert vom Strom und Wandel,

von schlechtem Wetter, Krieg und Handel;

rügt schließlich Erdkröten als arisch

und preist sich selbst als vegetarisch.

 

(Gewiß darf sich der Lurch hier loben:

Sprang er doch zeitig schon nach oben

im Heuhaus der Karriereleiter –

am Halmende sieht man ja weiter;

weiß klüger sich als Wurm und Echse

auf langgestieltem Grasgewächse!)

 

Da kommt ein Storch, schwarzweißrot: Schnapp!,

zwickt flugs den Röhrichkolben ab

und schluckt (zum guten Teichestrunke)

die tüchtig aufgeblähte Unke –

verdaut gemächlich sie und sagt:

„Wie gut doch, daß ein Frosch laut quakt!“

 


18. August 2023

[Produktneuheit] das HALOGON - völlig neuartiges, multifunktionales Therapiegerät


 Patent beantragt. Für Thüringer Innovationspreis 2023 nominiert.

15. August 2023

[Reisesatire] Warum man als Westeuropäer niemals nicht nach Kurland fahren darf

Tun Sie das keinesfalls! Schon allein der Gedanke ist grob fahrlässig und so gut wie strafbewehrt. Fahren Sie allenfalls bis Brandenburg. Höchstens! Schon in Pommern laufen bekanntlich die ersten, uniformgeklonten Staats-Chinesen rum. Von dem, was erst noch dahinter kommt, Richtung Russland, muß man schweigen. Schwarze Roggenmuhmen ohne Schädel, pechtriefende Kristallskelette und  hintersibirische Sturmtrolle, die alles lebendig zerfetzen, was sich bewegt. Und das sind noch die harmloseren Kreaturen. 

Damit Sie sich nicht in Lebensgefahr begeben müssen, sondern weiter gemütlich den Gehsteig vor Ihrem Reihenhausvorgärtchen in Eselkamp-Diekerort auf Hochglanz bohnern können, bin ich für Sie hingefahren. In ein Land der ehemaligen Sowjetunion! SOWJETUNION! (Vater, vergib mir meine Sünden!) Nach Lettland, um Himmels Willen! Daß dieser gottlose Streifen Land ehemals kommunistisch war, ja, was sag ich: bolschewistisch!, ist noch weitaus nicht das Schlimmste. Viel schlimmer: Dort leben nicht wenige RUSSEN. Und diese Untersprache, Russisch, dieses Halbmenschen-Nuschelgekrächze ist sogar im öffentlichen Raum verbreitet, fast gleichberechtigt neben Lettisch. Also: Ich warne Sie nochmals - fahren Sie nie dahin. Und waschen Sie sich nach dem Lesen meines Berichts, so sie überhaupt wagemutig und unvernünftig genug sind, hier nicht abzubrechen, bitte gründlichst Ihre Augen. Anschließend desinfizieren.

Lettland liegt hinter Litauen, und Litauen liegt hinter Polen. (Polen, ja, nun … das ist so ein schwer definierbares Gebilde östlich von Sachsen.) Bis Litauen hinein, bis zur Memel, gibt es noch Wege, Straßen, schöne und ruhige Natur, elegante Herrensitze, nicht selten elegant moosknorzig angewittert. Kein Wunder, das war ja auch mal Teil des Deutschen Reichs. Vor langer Zeit. Vereinzelt laufen hier sogar Menschen rum. Aber dann! Oh weh. Es sind ja nur noch rund 50 Kilometer von Klaipeda bis Lettland, ein guter Tagesmarsch. Und die Grenze ist nicht mal irgendwie gesichert; nichts, gar nichts! Nicht mal ein 2,50 Meter hoher Stacheldrahtzaun wie ums russische Ostpreußen oder von Polen nach Weißrussland hin, mit Warnschildern und strammwacher Grenzpolizei. Entsetzlich liegt diese Ostflanke unseres geliebten und gebeutelten Kontinents bloß und blank, und wenn man nicht höllisch aufpaßt, ist man unversehens drin. Bei Hunnen und Mongolen! Und dann Gnade dem braven Deutschen Gott! Denn es gibt nahezu nichts dort, was human und zivilisiert ist, geschweige denn irgendetwas Lebenswertes.

Es gibt keine Schilder. Keine Warnschilder, keine Gebots- oder Verbotsschilder, keine Hinweistafeln, weder Barrieren noch Zäune noch Schranken noch Absperrungen. Können Sie sich diesen Wahnsinn vorstellen? Natürlich nicht! Man kann einfach so irgendwo bis an Meer ranfahren, völlig ungeschützt und ohne mehrfache Vorwarnung, kann einfach so parken, wo man will, und muß nicht mal was bezahlen. Feldweg, Waldsaum, Sandwendestelle, Düne und Strand. Die spinnen, die Letten! Man kann ans Ufer gehen und ins Meer latschen, ohne Strandgebühr zu berappen. Einfach so. Und völlig allein. Niemand beschützt einen, niemand kümmert sich um Ihr  Wohlergehen, niemand sorgt sich um Ihre Gesundheit, bewahrt oder warnt Sie wenigstens vor möglichem Sonnenstich oder vorm Ertrinken. Das Meer ist einfach so offen für jedermann, Frauen und Kinder eingeschlossen! Ob mit Wellen oder ohne, bei Wind und Wetter. Absolut unverantwortlich! Und dann gibt es hier und dort verlassene Orte, alte und halbeingestürzte Bunker, aufgegebene Villen oder ungenutztes Hafengelände, und nirgendwo ist was gesichert. Man kann drin herumspazieren wie es einem paßt und in die unendlichen Finsterhöhlen von Untenwelt und den Hades schauen. Selbst die kleinsten Hinweisplaketten sind extrem selten. Wenigstens sind sie dann viersprachig: Lettisch, Deutsch, Russisch (igitt!), und zum Glück für uns Deutsche auch Englisch. 

Denken Sie nun bloß nicht, das wäre das Fatalste. Das war erst der Anfang. Es kommt noch viel dicker! Es gib in diesem Land, jenseits jeder Zivilisation und Menschlichkeit, nahezu keine Reklametafeln! Jawohl, sie haben richtig gehört. KEINE REKLAMETAFELN! Man merkt es nicht gleich, aber schon nach kurzer Zeit schleicht sich so ein unbehagliches Gefühl ein, das zu hämmernden Kopfschmerzen führt, bevor man in kahles Entsetzen verfällt. Essentielle geistige Mangelernährung ist noch das Harmloseste, was einem dabei widerfährt. Wahrscheinlicher sind Gehirnmumps, Hornhautröteln und Blaßschwarzer Ohrenschnupfen, zumindest bei weniger hartgesottenen, westlicheren Naturen. Bis hin zu Seelenkrebs.

Ich will Sie nicht zu lange strapazieren und das Unheil in jeder Tünche ausmalen. Machen wir´s besser kurz, ich zähle einfach mal auf, was es alles nicht gibt von dem, was das Leben so lebenswert, ja: überhaupt erst erträglich macht. Und von dem wir, Gott sei´s gepriesen, in unserem heiligen Vaterland so reichlich haben: Keine Weltoffenheit, keine Kopftücher und keine Neger. Keine Menschen aus Mikro-, Rhodo- und Tunesien, weder Penner noch Punker noch Antifanten - nur und ausschließlich Eingeborene, zuzüglich zwei Fünftel Handvoll Verwegener wie mir und meiner lebensmüden Gefährtin. Sogar viele Kinder, die einfach so auf der Straße oder im Garten, im Hafen oder sonstwo spielen. Selbstverständlich völlig unbewacht, jeglichem Wildriß und jeder Naturkatastrophe bar ausgesetzt.

Es gibt fast keine Parkuhren und fast keine Polizisten, es gibt keine Radarfallen; es gibt keine die Modernität eines prosperierenden Landes (wie beispielsweise unseres) widerspiegelnden Industriegebiete oder ausgedehnte Gewerbegebiete, die sich anheimelnd zwischen den Ortschaften an die Straßen schmiegen. (Was Wunder - es gibt ja auch kaum Straßen.) Keine Windräder! Man fühlt sich völlig verloren und orientierungslos. Und obwohl es auch kaum Wasserkraft gibt in so einem flachen und fürchterlich rückständigen Land, nahezu keine Solarflächen und nicht mal ein Atomkraftwerk, gibt es doch, höre und staune!, genug Strom. Allerdings fast unbezahlbar: Knapp 6 Cent pro Kilowattstunde! Irre. (Ich nehme an, sie klauen ihn irgendwo heimlich im Ausland.)


Von einer Tankstelle bis zu nächsten können es bis zu satten 30 Kilometer sein! Es gibt so gut wie keine Großbank-Ketten und überlebensnotwendigen Geschäfte wie „New Yorker“, „H&M“ oder „McDonalds“, nicht „Lidl“ noch „Penny“ noch „Kaufland“. Nicht die Spur von Kultur! Um zu überleben, muß man entweder in eine historische Markthalle aus dem 19. Jahrhundert im erbärmlichen Jugendstil gehen, man denke!, und direkt vom Stand bei einem dahinter stehenden Ureinwohner mit Händen und Gesicht kaufen, oder – fast noch schlimmer – in einem der einheimischen Supermärkte Erzeugnisse erwerben; größtenteils freilich nur lokale und regionale. Ohne TÜV-Prüfung, ohne deutsches Reinheitsgebot, und womöglich sogar mit Spuren von Sesam oder Nüssen. Ist das nicht w-i-d-e-r-l-i-c-h?! 

Entschuldigen Sie, jetzt muß ich doch mal ins Detail gehen, daß bin ich meiner journalistischen Dokumentationspflicht und der Verantwortung meinen Lesern gegenüber wahrlich schuldig – schließlich weiß ich noch, was es heißt, Mensch und ordnungsliebender Deutscher zu sein. Sie können doch dort ernstlich eines der zahlreichen, vielfältigen und völlig ungenormten Backteilchen oder Eklērs aus was-weiß-ich für einer örtlichen Bäckerei kaufen, ohne den kleinsten Hinweis darauf, was da alles drin ist, oder auch nur die winzigste Liste darüber, was darinnen fehlt? Ob vegetarisch oder vegan, ob mit Gluten oder Zuckeraustauschstoffen, ob fettreduziert oder laktosefrei, ob das Mehl von freilaufenden Kühen oder die 

Butter von Bioblumen stammt, thunfischfreundlich gefangen und mit gesunder Mikroplastik angereichert ist? Nichts! Überhaupt nichts! Und von Gentechnik scheinen die überhaupt noch nie was gehört zu haben, völlig unverantwortlich. Hygiene: Null! Allem Anschein nach stammt hier überhaupt kein Lebensmittel einwandfrei von BASF oder Monsanto. Der Fisch, der hier von kleinen Kutterbooten gefangen und zweifellos ohne jede Brüsseler Lebensmittelkontrolle anschließend am Morgen an den Markständen verkauft wird, stammt offenbar direkt aus der Ostsee vor der Haustür! Also dann lieber verhungern, wenn sie mich fragen.

Nein, jetzt muß ich auch weitermachen. Einmal Angefangenes muß sauber zu Ende gebracht werden, des liederlichen Undeutschtums soll mich wahrlich keiner zeihen! Es gibt weder freundliche Körperbemalung oder eleganten Schmuck wie Körperstempel oder Metallringe durch die Nasenflügel: die Frauen und Männer laufen hier fast noch ungeschminkt rum, regelrecht natürlich. Die Frauen teilweise sogar mit Kleidern und Röcken, geradezu wie im vorvorletzten Jahrhundert. Es ist abstoßend. 
 
Habe ich Frauen und Männer gesagt? Ja, Sie haben richtig gehört, und ich muß es leider sagen: Es gibt hier nur Frauen und Männer, und, schlimmer noch, sie wollen das sogar auch selbst sein. Nicht die Spur von Transsexualität, und im ganzen Land nicht der Zipfel einer Regenbogenfahne. Man muß wohl annehmen (und ich schaudere, es auszusprechen): Schwule, lebensfrohe Andersartige und Menschen mit jeglichem Hintergrund werden hier in irgendwelche Lager und Getthos verbannt. (Weit draußen versteckt in der Ödnis und furchtbar vor jeder Öffentlichkeit abgetrennt – ich konnte wirklich kein einziges entdecken.) 
 
Ja, doch, Fahnen gibt es. Lettische Fahnen! Chauvinistischer Rassismus vom Schlimmsten. Wir kann nur so ein Land voller augenscheinlicher Nazis in unserer schönen EU sein?


Ich will noch ein letztes Beispiel aufzählen für Abgeschmacktes und Untermenschentum: Ich konnte in Libau, einer Hafenstadt, die heute Liepaja heißt, weder ein einziges Gebäude im zeitgenössischen und einzig lebenswerten Bauhaus-Stil entdecken, quadratisch, praktisch und mit Unterflurgarage. Schicker Beton, farbenfohes Abstraktgrafitti? Fehlanzeige, selbst in einer der größten Kommunen das Landes! (Doch, halt, an einer Fassade gibt es eines! Hausgroß, erkennbar sinnbehaftet und mit surrealistischen Einflüsterungen. Der reinste Riesenkitsch. Prompt als Sehenswürdigkeit verzeichnet. Postmoderner Kunstgenuß der gedankenleeren Geistfreiheit hat sich offenbar hierher noch nie verirrt.) Dafür menschenunwürdige, voll abstoßendem und geschichtstriefendem Konservatismus strotzende Backsteinbauten von Anno dunnemals, Holzhäuschen von Fischern und Urwaldläufern, und kein einziges, irgendein Maß übersteigendes Gebäude; dafür herkömmliche Bürgerhäuser

aus Zaren- oder Bismarckzeiten und danach. Eine gewaltige, eiserne Hafen-Drehbrücke von 1903 mit naivmalerischen Ornamentleuchten und Holzbeplankung, selbstverständlich ohne Denkmalschutzzeichen oder wenigstens gebührender Absperrung: denn sie ist nach wie vor in Betrieb. (Ohne jeden Zweifel jeglicher rheinländischen TÜV-Prüfung entbehrend.) Wenigstens auf der anderen, fernen Stadtseite, jenseits des Flusses, plattenbauähnliche, vielstöckige Weißziegelgebäude, hinreichend runtergekommen – im alten, ehemals sowjetischen Kriegshafen-Viertel.

Doch, halt: Wenigstens ein einziges, die bessere Neuzeit zumindest zart streifendes Gebäude: Die Konzerthalle! Direkt am kleinen, innerstädtischen Jachthafen. Architektonisch allerdings äußerst einfallslos einen riesigen, formlosen Bernstein andeutend, und zu allem Überfluß auch noch orange. Meine Güte, hätten die  hiesigen Plebejerstämme denn nicht wenigstens einen australischen, britischen oder wenigstens deutschen Baukünstler aus Hannover engagieren können?! Ausgerechnet Bernstein ist doch nun wirklich sowas von ortstypisch und spießig! Haben sie denn etwa keine EU-Fördermittel für diesen Möchtegern-Kulturbunker genutzt, die wenigstens das erheischt hätten? Dann wäre der Bombastbau zumindest mit rostigem Eisen oder glasverspiegeltem Estrich verblendet, oder strahlte in weltoffenem, nacktem Sichtbeton, leidlich rechtwinklig oder zumindest geplant unförmig! Aber nein, er sieht geradezu organisch aus, lokalpiefig 


und muffig nationalegozentrisch. 
 
Aber kein Wunder, in den zahlreichen Cafés, die ebenso weltabgewandt mit hiesigem Krempel aus Babuschkas Zeiten vollgestopft sind, dürfen ja sogar noch Russen ohne jede Kenntlichmachung frei rumlaufen und sich amüsieren. Und was die Geschichtsschreibung betrifft: Daß irgendwann mal Baltendeutsche und hernach Nazi-Besatzungstruppen das Land über Jahrhunderte völlig verwüstet haben und es erst die ruhmreiche Sowjetunion und fleißige Widerstandskämpfer liebevoll befreiten und zumindest besiedelten, nein, davon wissen sie, diese geschichtsklitternden Ahnungslosen ihres eigenen Heimatlandes, offenbar auch allzuwenig, ausweislich sogenannter "Touristenführer".

Genug! Fahren Sie niemals in dieses Land kurz vor der kasachischen Steppe! Öde, leer und rückwärtsgewandt. Programmierte Nervenschmerzen und Neuzeitpein, brandmalende Fährnisse allerorten. 

 

Wenn Sie unbedingt an die Ostsee wollen, herrje, empfehle ich Ihnen Kühlungsborn, oder noch besser Heiligendamm. Sauber, gepflegt, ordentlich und rein; nicht ganz billig, dafür seinen Preis zweifellos wert. Funkelnagelneue, schneeweiße Hotels und angenehm sterile Urlauberhäuschensiedlungen, in enger Nachbarschaft zueinander und mit gesprächigen Landsleuten, ordentlich bezahlten Toiletten und vernünftig quadratierten Parkflächen davor, mit übersichtlichen Zeltplätzchen und korrekt maßeingepaßten Sand- und Strandkarrees plus handtuchreservierbarer Sonnenburg. Mit abgetrenntem Hundestrand und kostenlosen Hundebeutelspender. Mit Sanddornhonig und Sanddornkonfitüre, Sanddorneis und Sanddorn-Hautcremes von Yves Saint-Laures. Mit ehrlichem Lübzer und Rostocker Pils. Da weiß man wenigstens, was drin ist! Halleluja.