5. April 2021

[Gedicht] Wiesenlegenden

 

 

 

Wiesenlegenden

 

Hummelmatz und Brummelbienchen,

Mäusespitz und Hermelinchen

schenkten einen bunten Kiesel

ihrem Freund, dem Haselwiesel.

 

Dieses nutzt – und mit Scharnier! –

´s Steinchen gleich als neue Tür

für den Bau. Denn nur ´ne  Nuß

war bisher des Gangs Verschluß.

 

Gibt die alte Röhrenpforte

gern mit Nam und liebem Worte

an das Nachbar-Wiesenmäuschen,

dessen weit gegrab´nes Häuschen

es nun sicher auch bewacht.

 

Drin man sich ins Pfötchen lacht

und nun stolz im neuen Stand

sich zur Hasel-Maus ernannt!

 

Epilog

 

Wie der Jäger, frostgeplagt,

letztlich Tisch und Bank verheizt,

Mäuserich am Türchen nagt

wenn der Frühling lange geizt.

 


9. März 2021

[Gedicht] Deine Wahrheit

 

Deine Wahrheit

 

Der Wissenschaftler spricht zu dir:
„Es wirkt, Max Paul, ein Kraftfeld hier.
Mein Audio-Opto-Gravimeter
beweist ganz klar: Hier schwingt der Äther!“

Ich sage dir, mein Menschenkind:
Trau deinen Sinnen, folg nicht blind.
Was nutzt dir des Gelehrten Sage?
Gibt sie nicht mehr denn Antwort Frage?
 

Der Mystiker spricht: „Liebe Laura,
ganz deutlich seh´ ich deine Aura.
Am Kopfe schwach - am Herzen hell:
Ich rate hier zur Heilung schnell!“

Ich rate dir, mein Menschenkind,
acht auf dich selbst und folg nicht blind.
Was nutzt dir denn des Sehers Kunde,
wenn du dich fühlst sonst ganz gesunde?
 

Der Pfaff spricht würdevoll und flott:
„Das Einzige was wirkt, ist Gott!
Er leert allein und füllt dein Glas.
Drum hör auf mich: Glaub dies – laß das!“

Ich, Menschenkind, sprech, was ich glaub:
Hör auf dich selbst, und folg nicht taub.
Wenn Gott will etwas in dir schaffen
sagt er´s durch keinen der drei Affen.
Er flüstert´s dir gerad ins Ohr,
das, was er für dich auserkor´;
zeigt´s deinem Auge, läßt´s dich spüren.

Da lasse dich getrost nur führen!


11. November 2020

[Gedicht] Der Berg der Erkenntnis

 

Der Berg der Erkenntnis 

Am Anfang sei das Wort gewesen
hört man von manchem frommen Wesen.
Jedoch in Schriften steht geschrieben:
Mit Lehm ging alles los, ihr Lieben.
Was mag denn nun korrekt hier sein –
was wahres Wort und was nur Schein?

Das Wort, zunächst von Gottes Thron
gesprochen, ist natürlich Ton!
Der Ton indes, auch das ist wahr
ist nur ein Wort, ganz offenbar.

Wort und Ton in beidem Fall
sind auch Melodie und Schall.
Formst und drehst und einst du sie,
schaffst du himmlisch Harmonie.

Kannst du Blick und Lage drehen
wirst du Kreis und Dreieck sehen -
Kannst im Kegel das vereinen,
was uns flach will streitend scheinen.

So muß am Ende alles stimmen
indem wir wachsend Höh´ erklimmen.
Die Welt nicht mehr am Grund entzweien:
vielmehr mit höh´rer Einsicht weihen.