Der
Journalist oder
(Die Erfindung der Nachricht)
Es war so
anno Sechzehnzwanzig
als sich ein
schlauer Mann gedacht:
'Sei dieser
Händel auch schon ranzig
und jener
Streit längst abgeflacht -
ich schreib
was drüber, lass es drucken:
dann liest
es der, der nicht konnt gucken.
Schreib
schlicht dazu: 'Ich war dabei!';
vorbei ist's
eh, drum einerlei!
Damit es
immer lesvergnüglich,
mach´s
niemals flach ich, dafür hüglig.
Wo nur ein
Rehlein war, da füg ich
zwei Sau'n
dazu, und mach's anzüglich.
Wo's Dauer
hat, schreib "unverzüglich"
ich; falls
faltig dadurch, na, da büg'l ich!"
Damit den
Taler keiner schonte
und sich die
Sache tüchtig lohnte
schenkt er
dafür den reinsten Wein
vom stolzen
Kaufmann hier mit ein –
kam dessen
Werbung mit ins Blatt,
der grad den
dicksten Beutel hat'.
Der
Schultheiß durfte sich hier spreizen,
der
Waffenschmied Disput anheizen,
der Narr
sich eine Maske kleben,
der Pfaff
dazu den Segen geben.
So halfen
ihm die Eitelkeiten
sein
Wochenblättchen zu verbreiten;
er ward
bekannt, er gab den Sinn,
und macht
mit alledem Gewinn.
Zeitung nannte sich
die List.
Und der Mann
hieß Journalist.
Produktschau,
Plagen, Pein und Zwist,
Pamphlete,
Predigt, Possen, Mist –
der Leser
nun, der all das frißt,
sitzt stille
da, spürt fast den Wind,
glaubt ihn
zu sehen, völlig blind.
Ich sag Dir
jetzt, mein Freund, wer's ist,
(nun denke
mit, hör traulich zu!)
mein lieber
Freund, der Mann bist DU.
Der Mann,
der schreibt (hör nochmal traulich!),
der
Schreiberling, mein Freund, bin ICH!
Was Du nicht
siehst und kannst nie sichten,
ich werde
Dir davon berichten!
Du darfst
Dich bitte mir nach richten.
Je wüster
meine Wortgeschichten,
je mehr Dein
urteil´n und Dein richten.
Ich zeig Dir
was, ich schreib Dir vor:
Du schreibst
mir nach – Du tumber Tor!