26. April 2018

[Gedicht] Der Informatiker



Neue Welt 2.0 oder
Der Informatiker



Am Anfang war das Wort, ist klar –
das schuf Herr Gott. Und wunderbar
schuf Licht dazu in Form von Sonne
 er uns zu ewiglicher Wonne:
Auf daß sich alles froh vermehrt!
Und mehr zu sagen ist kaum wert.

Ja, gut nun, in der Weltgeschichte
gab´s ferner Päpste, Bauern, Wichte,
gab´s Künstler hier, Erfinder da;
für jeglich´Ding, was man nun sah
wollt sich der Mensch nun selber loben.
(Dabei kam alles doch von droben.)

Das war früher. Heut ist später!
Jetzt sind die Allmacht-Schöpfungstäter
die Programmierer unsrer Matrix,
die Leben schaffen. Sonst wär gar nix.
Gerad die guten, fleiß´gen, stillen,
die Tag für Nacht mit hartem Willen
die Dinge nun für uns erschaffen!
(Uns digitale Menschenaffen.)

Ob schreiben er kann, denken, lesen -
was schert uns eigensinnig´ Wesen
die Frage? Wichtig ist doch nur:
die Webseite auf weiter Flur
im Netz der Netze sei erfrischt!
(Jilt sonst noch wat? Ick denke: Nüscht!)
Am Schluß zählt uns allein das Werk –
sei´s vom Büro, sei´s hoch vom Berg.
Der (Zahlen-)Schöpfer ist vergessen,
wir singen ihm nicht mal noch Messen.

Drum wollen wir hier den nun ehren,
der uns die Scheinw@lt hilft zu mehren!
Seid ehrlich Leute und nicht dämlich:
Der brave Informatiker ist´s nämlich
der unsre Schöne Neue Welt
im Innersten zusammenhält!