Es
gilt als allgemein bekannt, daß die alten Germanen wilde Krieger waren. Sie wurden
vom
Man
sieht es vor sich: Während fell- und lederbekleidete Männer Keulen schwingen
und mit Spießen gegen den Feind anrennen, wogen nackte Brüste – dicke, große,
volle – am Rand des Schlachtfelds hin und her, unter Gekreische und Geschrei;
dazwischen blitzen straffe und zierliche Brüste lockend auf wie kleine
Schutzschilde, Waffe und Siegtrophäe zugleich. Man kann sich vorstellen, wie
die Angst um diese schönen Gaben den Mut der Verzweiflung zusammenpumpt, und
gleichzeitig eine überlegene Kraft, aus Schönheit und Lust sich speisend, und
dem Gefühl der sippenhaften Gemeinschaft, schürt und auflodern läßt …
Ob es so kitschig war oder anders: es ist eine schöne Geschichte! Sie lenkt die volle Aufmerksamkeit des bebrillten Historikers auf Zeit und Raum der Schlacht, des Gemetzels, auf das bunte und lärmende Getümmel. Was der nach wie vor bebrillte Historiker nicht betrachtet und sieht, und folglich nicht bedenkt, ist das Danach. Das Danach, das ebenso kampfentscheidend war für die Germanen. Nach dem Blutrausch stürzten sich alle Mannen und Weiber in einen kollektiven Liebesrausch: Fortsetzung des Kampfs mit anderen Mitteln, Ausweitung der heftigsten Lust und Belohnung für den eigenen Willen, sich dem Kampf auf Leben und Tod gestellt zu haben, Dank für den Sieg. Verlängerung der Rauschwirkung in Kopf und Seele, einigendes Band der Sippe. Ebenso, wie alle Männer alle Brüste aller Frauen inmitten des Feldgetümmels gesehen hatten und sich ergötzten, gemeinsam bangten und sich schlugen – ebenso gemeinsam fielen sie nun über ihre Frauen her. Kreuz und quer, jeder mit jedem, ein barbarisches Fest der Sinne und der einigenden Besinnungslosigkeit; eine Schlacht der Liebestollheit nach der Schlacht, andere Schwerter in andere Leiber stoßend. Das fast gleiche Geschrei und Getöse; ohne Waffenlärm, dafür im Einklang mit tausend kehligen Weiberstimmen und gottgegebener Natur.
Ja,
sie nahmen nicht die Weiber ihrer geschlagenen Gegner, die Weiber aus dem zu
jeder kämpfenden Horde gehörenden Heeres-Troß, zum eigenen Triumph und zur
Erniedrigung der Feinde; nein, sie nahmen ihre eigenen Weiber, in neu
entfachter Liebe, in Dankbarkeit; in luststeigerndem Durcheinander samt tausend
neuen Reizen und umschlingendem Band der Gemeinschaft. – Machte das nicht ihre
wahre Stärke aus?